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01.02.2023

Elektrotaxis: Einblick in die Praxis «Mit meinen E-Fahrzeugen zahle ich seit 2016 zwei Drittel weniger für den Treibstoff»

Markus Kunz hat in seinem mittelgrossen Taxi-Unternehmen seit 2016 Elektrofahrzeuge im Einsatz. Zuerst mit Teslas unterwegs und nicht wirklich zufrieden, zeigt er sich jetzt begeistert über ein Modell eines europäischen Herstellers.

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Das Taxi-Unternehmen Nova Taxi ist an der Länggassstrasse 85 in Bern zuhause. Das unscheinbare Gebäude erinnert an frühere Zeiten. Und steht damit im krassen Gegensatz zur Firmenphilosophie: Chef Markus Kunz ist mit seinem Fahrzeugpark nämlich auf dem Weg in die Zukunft. Eben hat er sich vier neue Skodav Enyaq beschafft. Damit hat er bereits einen Drittel seiner Flotte von 35 Fahrzeugen elektrifiziert.

«Ich war auf der Suche nach einem grossen Kombi als Ersatz für meine E-Klasse», erzählt Kunz. Schon immer nachhaltig orientiert, schaute er sich nach praxistauglichen Elektrofahrzeugen um. Und da der BMW zu teuer war, fiel die Wahl auf Skoda. «Wir konnten den Enyaq eine Woche lang testen, und es hat alles gepasst. Aus Kundenperspektive, für den Fahrer und aus Business-Sicht. Zum ersten Mal hat ein Elektrofahrzeug alle Ansprüche erfüllt.» Das Modell vom tschechischen Hersteller kommt mit einer 80-kWh-Batterie und Hinterradantrieb. «Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Skoda ist top», erklärt Kunz die Vorzüge des Modells. «Er sieht cool aus, die Verarbeitungsqualität stimmt, und das Wichtigste: Er fährt sich super. Ich bin absolut zufrieden.»

 

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Die Gretchenfrage: Wie teuer ist das E-Taxi?

Der Skoda sei günstiger als die Teslas, die er sich 2016 gekauft habe. Auch den Vergleich mit der Verbrenner-E-Klasse, die Kunz nach und nach ersetzen möchte, gewinnt der Enyaq. «Der Anschaffungspreis vom E-Fahrzeug ist zwar im direkten Segment-Vergleich noch immer ein bisschen höher», sagt Kunz. Man müsse aber berücksichtigen: Die Betriebskosten seien markant tiefer. «Mit meinen Elektrofahrzeugen zahle ich seit 2016 im Durchschnitt zwei Drittel weniger für den Treibstoff. Auch der Unterhalt ist günstiger.» Kunz liefert sogleich Zahlen nach: Auf 800'000 Kilometer in drei Jahren hat er mit seinen E-Modellen beim Treibstoff 100'000.- Franken gespart.

Zu Anfang kämen für die Ladestation in der Firma zwar noch Infrastrukturkosten dazu. «Das kostet einmalig, für eine Station mit mehreren Ladepunkten, zwischen 70'000.- und 80'000.- Franken. Aber ich bin überzeugt: Wenn man die Vollkostenrechnung macht, rechnen sich E-Taxis hundertmal.» Es sei nur eine Frage der Zeit, bis er seine komplette Flotte elektrifiziert habe.

Reichweitenangst gehört der Vergangenheit an

Seine Angestellten hätten sich zu Beginn Sorgen gemacht, dass sie plötzlich irgendwo stehenbleiben würden. «In sechs Jahren mit mehreren E-Taxis ist das genau ein einziges Mal passiert.» Da wäre ein falsches Verständnis für die neue Technologie der Grund gewesen. «Klar: Es gibt im Umgang mit einem Elektrofahrzeug ein paar Sachen zu lernen», sagt Kunz. Beispielsweise, dass man im Winter mit 15-20% weniger Reichweite rechnen müsse. Oder dass das Fahrzeug, wenn möglich, in jeder Pause kurz eingesteckt werden sollte.

Aber auch die grössten Kritiker unter seinen Angestellten zeigten sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit zufrieden. «Taxifahrer sitzen den ganzen Tag im Auto. Das angenehme, sehr ruhige Fahrverhalten von E-Modellen wirkt da noch viel mehr als im privaten Gebrauch.» Tatsächlich zeigt sich der Enyaq ausgesprochen ruhig auf der Testfahrt. Keine Verzögerung bei der Beschleunigung, stark verminderte Geräuschkulisse: Eine überraschende, tiefe Entspannung macht sich nach den ersten Minuten im Auto breit.

Empfehlungen vom Profi

«Wichtig ist, dass man unter den Angestellten zuerst die Fans abholt», betont Kunz. Diese würden dann unter den Kollegen begeistert von den neuen Fahrzeugen erzählen. «Nach und nach möchten es die meisten ausprobieren. Und wenn jemand überhaupt nicht will, sollte man die Person auch nicht zwingen.» Zu berücksichtigen sei ausserdem, dass die Tankinfrastruktur leider noch nicht einheitlich geregelt ist. «Viele Anbieter kochen ihr eigenes Süppchen. Aber wenn man sich informiert, findet man Lösungen.»

Kunz zieht ein Fazit: Elektrofahrzeuge im Fuhrpark würden sicherlich auch dem Image helfen. Aber man könne nicht ein E-Taxi kaufen und am nächsten Tag 20 Bestellungen mehr erwarten. «Die Kunden ticken noch nicht so», sagt Kunz. «Die Vorteile liegen vielmehr in anderen Bereichen: Das Fahrverhalten ist für die Fahrer, aber auch für die Gäste sehr angenehm und entspannend. Und die Kosten rechnen sich. Wir Taxibetriebe spulen hunderttausende Kilometer ab: Ein E-Fahrzeug rentiert da relativ schnell. Ich kann heute hinstehen und sagen: Im Vollkosten-Vergleich mit einem Verbrenner verdiene ich mit einem elektrisch betriebenen Taxi ab einem bestimmten Zeitpunkt bares Geld.»

 

 

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Personenbeförderung
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