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27.09.2022

Morgen ist alles anders?

Sohn Fabian Felix hat beim 70-Jahre-Jubiläum der Felix Transport AG die Geschäftsführung von Vater Hanspeter Felix übernommen. Zusammen mit Mitinhaberin und Schwester Manuela Felix, Leiterin der Administration Transport, möchte er das Familienunternehmen sicher zum Hundertjährigen führen. Ein Blick in die Zukunft.

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STR: Fabian Felix, gratuliere zum Geburtstag! Der verfehlt das Jubiläum der Felix Transport AG haarscharf. Hat Ihr Vater das geplant?

Fabian Felix: (Schmunzelt) Das müssten Sie ihn fragen. Wobei ich sagen muss, dass die Feier nicht exakt am Gründungstag war. Wir haben die Jubiläumsfeier bewusst nach den Sommerferien angesetzt. Übrigens: Meine Schwester Manuela hat soeben ihr zweites Kind auf die Welt gebracht, wir haben eine riesige Freude an der Kleinen. Daher haben Sie schon recht: Die Überraschungen, Jubiläen und Geburtstage häufen sich im Moment.

 

Auf welche Errungenschaft der letzten 10 Jahre sind Sie stolz?

Dass die Firma nun an die nächste Familiengeneration, sprich an mich und meine Schwester, übergeben wird. In der Branche findet nach wie vor eine starke Marktkonzentration statt. Firmen ohne Nachfolger werden von grossen Playern aufgekauft. Für unsere Mitarbeitenden und unsere Kunden ist es ein wichtiges Zeichen, dass die Felix Transport AG in Familienhand bleibt und somit Kontinuität gewährleistet wird.

 

Gratuliere auch zur kürzlich erfolgten Geschäftsübernahme. Ihr Vater bleibt weiterhin Präsident des Verwaltungsrats, Sie schauen ab jetzt auf das Operative. Welche grossen Themen werden die Branche beim 80-Jährigen beschäftigen?

Die Nachhaltigkeit wird natürlich weiterhin eines der Hauptthemen für uns sein. Wir als Unternehmen stehen auch gesellschaftlich in der Pflicht etwas dazu beizutragen. Die Hersteller steuern bereits stark in diese Richtung, die Entwicklung von alternativen Antrieben geht rasant voran. Es gibt aber auch einige grosse Herausforderungen zu klären, insbesondere was die Lade-/Tankinstrastruktur für alternative Antriebe anbelangt. Haben wir zudem auch in Zukunft genügend Strom, der finanzierbar bleibt?

Ich bin überzeugt, dass wir in neue Technologien investieren und Erfahrungen damit sammeln müssen. Je nach Einsatzgebiet werden unterschiedliche Antriebsarten eingesetzt werden. Aber ich bin auch überzeugt davon, dass der Diesel auf Mittel- und Langstrecken mittelfristig weiterhin die Antriebsart Nummer 1 bleiben wird.

 

Was erhoffen Sie sich für die Firma zum 80-jährigen Jubiläum in zehn Jahren?

Im Bereich Digitalisierung und IT stehen grössere Projekte an. Beispielsweise möchten wir den Transportprozess, von der Abholung bis zur Auslieferung, komplett digitalisieren, indem wir bei jedem einzelnen Schritt die Ware scannen. Im Bereich Nachhaltigkeit hoffe ich, dass wir bald mehr darüber wissen, wohin die Reise geht. Da ist auch die Politik gefordert, bezahlbare und vernünftige Lösungen zu finden. Wir haben zurzeit keine Investitionssicherheit. Wir wissen noch nicht, welcher alternative Antrieb für welche Nutzung zukunftsfähig ist und wie lange welche alternativen Antriebe von der LSVA befreit sein werden. Hier müssen klare Antworten seitens der Politik her, damit auch kleine und mittelgrosse Unternehmen die Möglichkeit haben, in einen nachhaltigen Fuhrpark zu investieren.

 

Nachhaltigkeit ist ein gutes Stichwort, wenn wir über die Zukunft sprechen. Was tut die Felix Transport AG für die Umwelt?

Wir haben im Frühling eine grosse Solaranlage auf unserem Dach gebaut mit 1008 Solarmodulen und einer Leistung von 376'000 kWh pro Jahr. Damit decken wir rund 60 Prozent unseres Eigenbedarfs auf dem gesamten Areal. Wir haben zudem Ladestationen für PKW unserer Mitarbeitenden und eine Schnellladestation für unsere LKWs installiert. Ein gutes Gefühl zu wissen, dass mehr als die Hälfte des benötigten Stroms auf dem Areal von uns selbst produziert wird.

Im April haben wir die zwei ersten LNG-Fahrzeuge beschafft, die 20 Prozent weniger CO2 ausstossen und natürlich leiser unterwegs sind. Zudem haben wir begonnen grössere Investitionen in die Infrastruktur vorzunehmen, um weiter Strom zu sparen.

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Und zum Jubiläum gab’s den ersten elektrisch angetriebenen Lastwagen, einen E-Actros. Warum habt ihr mit dem Kauf zugewartet?

Wir wollten zuwarten, bis es alltagstaugliche elektrische Lkws mit genügend Reichweite für eine Stückguttour gibt und man das Fahrzeug somit rentabel betreiben kann. Vor der Anschaffung kamen verschiedene Überlegungen zum Zuge: Wie entwickelt sich der Dieselpreis zukünftig? Eine sehr volatile Geschichte. Auf der anderen Seite haben wir mit der Solaranlage auf dem Dach einen verlässlichen Energielieferanten. Wir haben verschiedene Berechnungen gemacht und sind zum Schluss gekommen, dass wir einen E-LKW über die ganze Betriebszeit gesehen rentabel betreiben können. Natürlich spielt da auch die LSVA-Befreiung eine Rolle.

 

Der E-LKW fährt vermutlich grösstenteils mit dem Strom der eigenen Solaranlage. Was sparen Sie an Treibstoffkosten?

Die Kosten der selbst produzierten Energie lassen sich exakt kalkulieren. Einzige Variable ist der Netzpreis des Stroms, da wir in den Wintermonaten abends teilweise keinen Solarstrom mehr produzieren und wir noch über keinen Speicher verfügen. Beim Dieselpreis oder generell beim Energiepreis aus externer Quelle ist man stets abhängig von äusseren Faktoren. Man weiss nicht, wie sich der Preis in zwei, fünf oder zehn Jahren entwickeln wird. Wenn er wie jetzt aufgrund der Ukraine-Krise in die Höhe schnellt, hat man mit Energie aus Eigenproduktion plötzlich einen Kostenvorteil.

 

Warum beschäftigt sich die Felix Transport AG mit Nachhaltigkeit?

Man sieht es an diesem Sommer. Diese Dürreperiode und Hitzewelle machen nachdenklich. Wir als Unternehmen sind verpflichtet und haben auch den Anspruch an uns selbst, in neue Technologien zu investieren. Hinzu kommt: Wenn wir jetzt damit beginnen, Erfahrungen im Umgang mit alternativen Antrieben zu sammeln und damit anderen Unternehmen zuvorkommen, wird das in ein paar Jahren zum Wettbewerbsvorteil, da wir genau wissen auf welchen Strecken sich welcher Antrieb bewährt hat. Und last but not least: Unsere Kunden erwarten, dass wir bezüglich Nachhaltigkeit bestrebt sind, vorwärtszukommen. Mit der Solaranlage und dem E-LKW setzen wir ein starkes Zeichen.

 

Welchen Herausforderungen begegnet Ihr Unternehmen auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft?

Die Infrastruktur ist eine grosse Hürde. Mit einem neuen Diesel-Lastwagen kann man einfach an die nächste Tankstelle fahren. Für ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb braucht es unter Umständen eine eigene Station. Der Planungsaufwand sowohl bei der Investition als auch im Betrieb ist daher viel grösser.

 

Was kann ein Unternehmen tun, das sich keine E-Lastwagen oder Solaranlagen leisten kann?

Da möchte ich präzisieren: Es ist nicht unsere alleinige Anlage. Wir haben lediglich die Fläche auf unserem Firmengebäude an unseren Energiedienstleister vermietet und mit diesem ein Contracting vereinbart. So hatten wir keine Investitionskosten und auch für den Unterhalt kommt unser Strompartner auf. Im Gegenzug belasten wir das Netz weniger und dürfen den Strom günstiger beziehen. Wussten Sie, dass bei uns beispielsweise die Hälfte der Stromkosten aus dem Netzbetrieb stammt? Der Netzausbau kostet die Energieunternehmen viel Geld und das schlägt sich im Strompreis nieder. Mit der Solaranlage auf unserem grossen Areal können wir uns besser selbst versorgen und wir sind ein Stück weit unabhängiger. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Zurück zu Ihrer Frage: Auch kleine Unternehmen können auf tieferem Niveau in die Zukunft investieren. Zum Beispiel in einen modernen Fuhrpark mit abgasarmen Dieselfahrzeugen, die weniger verbrauchen. Aber klar: Die Grossen und mittelständischen Player müssen auch Vorreiter sein, Erfahrungen sammeln und diese an die kleineren Unternehmen weitergeben. Hier hat sich viel getan meiner Meinung nach: Man tauscht sich mit seinen Partnern über neue Fahrzeuge aus und arbeitet in gewissen Regionen zusammen oder befrachtet sich zurück, um unnötige Mehrkilometer zu vermeiden.

Tags
Gütertransport
Alternative Antriebsformen
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