Perspektiven aus der Praxis: Fair Carbon Player
Nachhaltigkeit wird im Schweizer Strassentransport immer wichtiger – doch wie lässt sich der CO₂-Fussabdruck transparent erfassen und fair ausweisen? Die ASTAG bietet mit der Branchenrichtlinie Fair Carbon Player eine praxistaugliche Lösung, die auf der ISO-Norm 14083:2023 basiert. Robert Einstein von Cargo24 AG und Andreas Hollenstein von Camion Transport AG erzählen, wie sie diese Herausforderung in ihrem Betrieb angehen und welche Vorteile sie daraus ziehen.

Camion Transport AG
Seit wann nutzt die Camion Transport AG den Fair Carbon Player für die CO₂-Berechnung?
Andreas Hollenstein: Wir werden die Berechnungen für das Berichtsjahr 2025 erstmals nach der neuen Norm ISO 14083 resp. dem Fair Carbon Player machen.
Was war der Hauptgrund für die Einführung des Tools in der Camion Transport AG?
Camion Transport AG ist daran interessiert, dass die Transportbranche und deren Mitglieder die Treibhausgasemissionen möglichst einheitlich und nach einem Standard berechnen. Aus diesem Grund haben wir uns von Anfang und an der Entwicklung von Fair Carbon Player engagiert.
Wie reagieren Ihre Kunden und Geschäftspartner auf die Transparenz in der CO₂-Berechnung?
Viele der Kunden haben ihrerseits Nachhaltigkeits- und Umweltziele, meist konkrete Emissionsminderungsziele. Sie wollen darum wissen, wie hoch die durch den Transport verursachten Treibhausgasemissionen sind. Dieses Bedürfnis können wir mit dem Standard berücksichtigen.
Nutzen Sie die CO₂-Daten auch für strategische Entscheidungen? Wenn ja, für welche?
Ja, wir benötigen diese, um den Zielpfad der Emissionsreduktionen abzubilden respektive zu bewerten.
Welche weiteren Schritte planen Sie in Bezug auf CO₂-Reduktion und Nachhaltigkeit?
Nach dem erfolgreich durchgeführten Pilotprojekt in 2019 «Emissionsfrei in die Innenstadt», hat Camion Transport AG die Nachhaltigkeitsziele im Umweltbereich neu definiert. So wollen wir die Transportleistungen ab 2040 mehrheitlich emissionsfrei erbringen und bis 2050 Netto-Null-Emissionen haben. Dazu sind verschiedene Meilensteine definiert: Emissionsfreie Citylogistik ab jedem Standort ab 2025, emissionsfreie Belieferung der entsprechenden Agglomerationen ab 2030, >50 % emissionsfreier Fahrzeuge ab 2040, Netto-Null-Emissionen bis 2050. CO2-neutrale eigene Betriebsstätten ab 2035.
***
Cargo24 AG
Seit wann nutzt die Cargo24 den Fair Carbon Player für die CO₂-Berechnung?
Robert Einstein: Wir nutzen den Fair Carbon Player seit Anfang 2024.
Was war der Hauptgrund für die Einführung des Tools in der Cargo24?
Wir wollten unseren Kunden möglichst transparent und nah an der Realität unsere Emissionen darstellen können. Wichtig war uns auch, dass die verschiedenen Fahrzeugtypen, Verkehrsträger, Antriebstypen und die effektiv gefahrene Strecke berücksichtigt wird.
Wie reagieren Ihre Kunden und Geschäftspartner auf die Transparenz in der CO₂-Berechnung?
Bisher sehr positiv. Die Berechnungsmethodik ist nachvollziehbar und in verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten verfügbar. Immer mehr Verlader brauchen die CO2 Emissionen für ihre eigene Berichterstattung.
Nutzen Sie die CO₂-Daten auch für strategische Entscheidungen? Wenn ja, für welche?
Ja, wir vergleichen bei jedem Transport die Emissionen der Verteilung über unser Netzwerk mit den theoretischen Emissionen, wenn das Transportunternehmen die Sendung selbst gefahren hätte. Ebenfalls werten wir die Emissionen jedes Transportpartners jährlich aus und wollen die Emissionen pro transportiertes Kilogramm und Kilometer weiter senken. Auf Wunsch können unsere Partner ihre selbst gefahrenen Sendungen über uns Auswerten.
Welche weiteren Schritte planen Sie in Bezug auf CO₂-Reduktion und Nachhaltigkeit?
Alle unsere Linien ab dem Zentralhub zu unseren Transportpartnern und teilweise auch die Zustellung in den Städten sollen bis 2027 mit einem emissionsfreien / -armen Verkehrsmittel erfolgen. Weiter haben wir uns für Lean & Green angemeldet und versuchen dieses Jahr den ersten Stern zu erreichen. In puncto Nachhaltigkeit gibt es verschiedene Massnahmen, welche von unseren Partnern bei der Infrastruktur und Ausbildung des Personals umgesetzt werden müssen. Zudem wollen wir ein Ladesäulensharing zwischen unseren Transportpartner aufziehen, damit die Ladesäulen barrierefrei mit einem einzigen Chip untereinander genutzt und abgerechnet werden können.